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Das Wichtigste in Kürze

  • Ryanairs Umstellung auf E-Tickets: Künftig setzt Ryanair vollständig auf elektronische Tickets und bietet keine physischen Tickets mehr an.
  • Fluggastrechte weiterhin gewährleistet: Die EU-Fluggastrechte gelten weiterhin, könnten jedoch durch technische Schwierigkeiten beim Zugriff auf die digitalen Tickets komplizierter werden.
  • Herausforderungen für Passagiere: Ältere oder technikferne Passagiere sowie Reisende ohne stabile Internetverbindung werden Schwierigkeiten bekommen.

Ryanairs Umstellung auf elektronische Tickets: Was Reisende wissen sollten

Ryanair hat kürzlich angekündigt, künftig vollständig auf elektronische Flugtickets umzustellen und keine physischen Papiertickets mehr anzubieten. Diese Veränderung betrifft nicht nur die Buchungs- und Check-in-Prozesse, sondern auch die Umsetzung der EU-Fluggastrechteverordnung sowie mögliche Herausforderungen, die Passagiere dadurch erleben könnten. In diesem Artikel beleuchten wir die Pläne von Ryanair, wie andere Fluggesellschaften mit elektronischen Tickets umgehen, und welche Schwierigkeiten Passagiere in Zukunft bei Ryanair erwarten könnten.

Ryanairs Pläne: Abschied vom Papierticket und vollständige Digitalisierung

Die Entscheidung von Ryanair, nur noch elektronische Tickets anzubieten, ist ein Schritt in Richtung Digitalisierung und Effizienz. Elektronische Tickets, auch „E-Tickets“ genannt, bieten Vorteile wie eine vereinfachte Buchung, eine schnellere Abwicklung beim Check-in und reduzierte Kosten für das Unternehmen. Dabei müssen Passagiere ihre Buchungsdaten über die Ryanair-App oder auf der Website einsehen und beim Check-in entweder das mobile Ticket auf ihrem Smartphone oder eine ausgedruckte Version des elektronischen Tickets vorweisen.

Diese Umstellung ist nicht überraschend, da viele Fluggesellschaften in Europa und weltweit bereits seit Jahren auf elektronische Tickets setzen, um die Prozesse zu vereinfachen und Kosten für die Ausstellung physischer Tickets zu sparen. Doch während einige Passagiere den Komfort und die Effizienz elektronischer Tickets schätzen, stellen sich für andere gewisse Herausforderungen ein, insbesondere bei Problemen wie Flugverspätungen oder Flugausfällen.

Fluggastrechteverordnung und Ryanair: Sind Rechte der Passagiere gefährdet?

Die EU-Fluggastrechteverordnung (EU-Verordnung Nr. 261/2004) sieht klare Regelungen zum Schutz der Passagiere bei Flugverspätungen, -annullierungen und Überbuchungen vor. Diese Verordnung gilt auch für Ryanair, unabhängig davon, ob es sich um elektronische oder Papiertickets handelt. Die Verordnung verpflichtet Fluggesellschaften, Passagiere bei erheblichen Flugstörungen zu entschädigen, wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind. Die wichtigsten Fluggastrechte umfassen:

  • Recht auf Unterstützung: Passagiere haben bei einer Verspätung von mehr als zwei Stunden Anspruch auf Unterstützung in Form von Verpflegung und Kommunikationsmöglichkeiten.
  • Anspruch auf Entschädigung: Je nach Flugstrecke können Passagiere eine Entschädigung zwischen 250 und 600 Euro erhalten, wenn eine Verspätung von mehr als drei Stunden oder eine Flugannullierung vorliegt, für die die Fluggesellschaft verantwortlich ist.
  • Erstattung oder Ersatzflug: Wenn ein Flug annulliert wird, haben Passagiere das Recht auf eine Rückerstattung des Ticketpreises oder einen Ersatzflug.

Die Umstellung auf elektronische Tickets sollte grundsätzlich keinen Einfluss auf diese Rechte haben, da die Fluggastrechteverordnung unabhängig vom Ticketformat gilt. Ryanair muss also weiterhin Entschädigungen gewähren und die Unterstützungspflichten erfüllen, wenn Passagiere von einer Verspätung oder Annullierung betroffen sind. Kritiker befürchten jedoch, dass die vollständige Digitalisierung zu Komplikationen führen könnte, vor allem, wenn es darum geht, den Anspruch auf Entschädigung nachzuweisen oder in Kommunikation mit der Airline zu treten.

Herausforderungen für Passagiere: Schwierigkeiten bei elektronischen Tickets

Während die Umstellung auf elektronische Tickets Vorteile bieten kann, bringt sie auch einige Herausforderungen für Passagiere mit sich, insbesondere für diejenigen, die weniger technikaffin sind oder eingeschränkten Zugang zu digitalen Geräten haben.

1. Abhängigkeit von mobilen Geräten und Internetverbindung

Ein rein elektronisches Ticketsystem bedeutet, dass Passagiere ihr Ticket nur noch über die Ryanair-App oder die Website abrufen können. Dies setzt voraus, dass Passagiere über ein Smartphone oder ein internetfähiges Gerät verfügen und eine stabile Internetverbindung haben. Gerade bei internationalen Reisen, bei denen Roaming-Gebühren anfallen oder Netzverbindungen instabil sind, könnte dies zu Problemen führen.

2. Erhöhtes Risiko bei technischen Problemen

Sollte das Smartphone verloren gehen, der Akku leer sein oder technische Probleme auftreten, stehen Passagiere ohne Zugang zu ihrem Ticket und wichtigen Informationen wie Boarding-Zeit und Gate-Nummer da. Während viele Flughäfen Ladestationen anbieten, bleibt das Risiko bestehen, dass Reisende in stressigen Situationen den Flug verpassen könnten, wenn sie nicht rechtzeitig Zugriff auf das E-Ticket erhalten.

3. Fehlende Flexibilität und Unterstützung für bestimmte Zielgruppen

Ein weiterer Punkt ist die eingeschränkte Flexibilität für Reisende, die das E-Ticket möglicherweise nicht selbst verwalten können, wie z. B. ältere Menschen oder Personen ohne Smartphone. Für diese Zielgruppen könnte die digitale Umstellung eine erhebliche Barriere darstellen. Während viele Fluggesellschaften Alternativen wie Selbstbedienungskioske oder gedruckte Bordkarten bieten, scheint Ryanair die vollständige Digitalisierung anzustreben, was zu Schwierigkeiten für technikfremde Passagiere führen könnte.

4. Komplikationen bei der Geltendmachung von Fluggastrechten

Ein rein elektronisches System könnte es erschweren, Entschädigungen oder Erstattungen geltend zu machen. Sollten Reisende beispielsweise keinen Zugriff mehr auf ihre elektronische Buchungsbestätigung oder ihr Ticket haben, könnte es schwierig sein, Beweise für ihren Anspruch auf Entschädigung oder Erstattung im Falle von Flugverspätungen oder Annullierungen vorzulegen. Ryanair wird daher möglicherweise zusätzliche Maßnahmen einführen müssen, um die Zugänglichkeit der Buchungsinformationen zu gewährleisten.

Vergleich: Wie handhaben andere Fluggesellschaften elektronische Tickets?

Die meisten großen Fluggesellschaften haben in den letzten Jahren erfolgreich auf elektronische Tickets umgestellt und bieten sowohl eine mobile Version als auch die Möglichkeit, Tickets selbst auszudrucken. Fluggesellschaften wie Lufthansa, Air France und British Airways ermöglichen es Passagieren, die Bordkarte über mobile Apps herunterzuladen oder per E-Mail zu erhalten und bei Bedarf auszudrucken. Im Gegensatz zu Ryanair haben viele dieser Airlines jedoch zusätzliche Optionen wie Self-Service-Kioske am Flughafen eingerichtet, die es Passagieren ermöglichen, bei technischen Schwierigkeiten oder fehlendem Zugang zum Mobilgerät dennoch eine Bordkarte zu erhalten.

Einige Billigfluggesellschaften wie EasyJet setzen ebenfalls stark auf mobile Tickets, bieten jedoch weiterhin die Möglichkeit, eine ausgedruckte Bordkarte zu verwenden oder am Flughafen Hilfestellung zu erhalten. Diese Flexibilität kann für Passagiere in Stresssituationen von großem Vorteil sein, da sie auf alternative Möglichkeiten zurückgreifen können, falls das elektronische Ticket nicht verfügbar ist.

Welche Maßnahmen könnten Passagiere bei Ryanair ergreifen, um Komplikationen zu vermeiden?

Für Passagiere, die bei Ryanair buchen und von der Umstellung auf elektronische Tickets betroffen sind, gibt es einige Vorsichtsmaßnahmen, um reibungslos reisen zu können:

  1. Rechtzeitiges Herunterladen des E-Tickets: Reisende sollten sicherstellen, dass sie ihr E-Ticket bereits vor der Anreise zum Flughafen auf ihr Smartphone herunterladen, um es auch offline verfügbar zu haben.
  2. Ausdruck des E-Tickets: Auch wenn es sich um ein elektronisches Ticket handelt, können Passagiere eine Kopie ihrer Buchungsbestätigung ausdrucken und als Backup mitführen, falls technische Probleme auftreten.
  3. Mobile Powerbank mitführen: Da elektronische Tickets auf mobile Geräte angewiesen sind, sollten Reisende eine Powerbank mitführen, um ihr Smartphone bei Bedarf aufladen zu können.
  4. Screenshot des Tickets: Es kann sinnvoll sein, einen Screenshot des E-Tickets zu machen, damit dieses auch ohne Internetverbindung abrufbar ist.

Fazit: Ryanairs Umstellung auf elektronische Tickets – ein Fortschritt mit Tücken?

Ryanairs Entscheidung, vollständig auf elektronische Tickets umzustellen, passt zur allgemeinen Digitalisierungstrends und kann Kosteneffizienz und Komfort bieten. Für Passagiere könnte diese Entwicklung jedoch auch Herausforderungen mit sich bringen, insbesondere für diejenigen, die wenig technikaffin sind oder in Ländern mit schlechter Netzabdeckung reisen. Zudem könnte der Umstieg auf rein elektronische Tickets zu Problemen bei der Durchsetzung von Fluggastrechten führen, wenn Passagiere aufgrund technischer Schwierigkeiten keinen Zugang zu ihren Buchungsinformationen haben.

Andere Fluggesellschaften haben bereits gezeigt, dass eine hybride Lösung – also die Möglichkeit, bei Bedarf auch physische Tickets zu erhalten – eine bessere Kundenfreundlichkeit gewährleistet. Ob Ryanair ähnliche Anpassungen vornehmen wird, bleibt abzuwarten.

Mit dem Wissen um Ihre Rechte als Fluggast und den richtigen Schritten können Sie sich gegen Verspätungen schützen und im Ernstfall Entschädigungen erhalten.

Mit unserer Checkliste sind Sie gut vorbereitet – so machen Sie das Beste aus Ihren Flugreisen!

Profilfoto Rechtsanwalt für Fluggastrechte Simone C. Braun

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